Das Tram 2000 ist ein wahrer Klassiker in Zürich. Seit 1976, also über 40 Jahre, fährt diese Fahrzeuggeneration in Zürich, und nachdem die letzten Fahrzeuge erst 1992 geliefert wurden, wird uns das Tram 2000 noch lange erhalten bleiben. Die Beschaffung von neuen Fahrzeugen ist im Gang, um die ältesten 60 Tram 2000-Wagen gelegentlich zu ersetzen.
Familienpolitik mit dem Tram 2000
Auch wenn mit dem Begriff „Tram 2000“ in erster Linie der sechsachsige Gelenkwagen Be 4/6 gemeint ist, gehört dessen Verwandtschaft ebenso dazu. Es wurden zwischen 1976 und 1992, also während 16 Jahren, insgesamt 171 Fahrzeuge mit der Bezeichnung „Tram 2000“ an die VBZ geliefert. Hier die Mitglieder der „Tram 2000-Familie“:
Be 4/6
Fahrzeug-Nummern | Anzahl | Baujahre | Bemerkungen |
2001-2045 | 45 | 1976-1978 | Bauserie 1 |
2046-2098 | 52 | 1985-1987 | Bauserie 2, Wagen Be 4/6 2060 nach Unfall abgebrochen |
2099-2121 | 23 | 1991-1992 | Bauserie 3, 2001 (Wagen 2113) und 2004/05 (Rest) zu Be 4/8 „Sänften“ umgebaut |
Der Be 4/6 ist ein 21m langer, sechsachsiger Gelenkwagen mit vier angetriebenen Achsen (Achsfolge B’2’B). Das Fahrwerkt unter dem Wagengelenk ist antriebslos.
Der Be 4/6 ist mit 2.2 m nicht breiter als seine Vorgänger, aber er besitzt einen grossen Überhang und die Türen an den Fahrzeugenden liegen in der Gerade der Seitenwand. Diese Anordnung bietet heutzutage viele Vorteile, die bei der Einführung des Fahrzeugtyps mit zahlreichen Steckenanpassungen erkauft werden mussten.
Der Drehzapfenabstand zwischen den Drehgestellen beträgt 6.5 m. Mit ca. 80 cm Fussbodenhöhe stellt das Tram 2000 ein typisches Hochflurtram dar, das eine gewisse Anstrengung beim Ein- und Aussteigen erfordert, dafür ist die Laufruhe recht ruhig und es gibt weder Rampen noch Podeste im Fahrgatraum.
Die ersten beiden Fahrzeugserien haben eine Gleichstromausrüstung mit Gleichstromsteller (Chopper) und Mischstromfahrmotoren. Die Hilfsbetriebeenergie wird mittels einem rotierenden Umformer erzeugt.
Bei der dritten Bauserie gelangte die Drehstromantriebstechnik zum Einsatz. Der Zeit entsprechend wurden GTO-Umrichter verwendet. Für die Hilfsbetriebe stand ein statischer Umformer zur Verfügung.
Die Herstellerfirmen waren die Schweizerische Wagons- und Aufzügefabrik Schlieren (SWS) und BBC bei der ersten Bauserie, Schindler Waggon Pratteln und BBC bei der zweiten Bauserie und Schindler Waggon Pratteln, ABB und SIG bei der dritten Bauserie.
Da die „Lebenserwartung“ der Fahrzeuge der dritten Bauserie bei noch rund 2 Jahrzehnten liegt, wurden sie alle zwischen 2001 und 2005 mit einem Sänfte-Niederflurteil ergänzt.
Für Spezialisten: Broschüre von ABB Verkehrssysteme AG über die 3. Tram 2000-Bauserie in Drehstromtechnik zum Herunterladen (Achtung: 12 MB)
Ein Typenbild des Be 4/6 gibt es hier: tram2000.pdf
Be 4/6 „Blinde Kuh“
Fahrzeug-Nummern | Anzahl | Baujahre | Bemerkungen |
2301-2315 | 15 | 1978 | Bauserie 1, „Blinde Kuh“ genannt |
Da die Be 4/6-Gelenkwagen auf den Linien 11 und 14 permanent in Doppeltraktion verkehren, wurden 15 führerstandslose, aber normal motorisierte Be 4/6 beschafft, welche immer als hinterer Triebwagen in der Doppeltraktion eingesetzt werden. Nach gleichem Prinzip wurden bereits zehn Jahre zuvor bei den „Mirage“-Triebwagen führerstandslose motorisierte Anhängewagen beschafft. Da bei den „Mirage“-Fahrzeugen zu Beginn keine Frontlampe vorhanden war, entstand der Übername „Blinde Kuh“, der beim Tram 2000 übernommen wurde, obschon die Frontlampe bei den Be 4/6 2301ff von Anbeginn montiert war.
Be 2/4 „Pony“
Fahrzeug-Nummern | Anzahl | Baujahre | Bemerkungen |
2401-2420 | 20 | 1985-1987 | Bauserie 2, „Pony“ genannt |
2421-2435 | 15 | 1991-1992 | Bauserie 3, „Pony“ genannt |
Für diejenigen Linien, die ein zu geringes Passagieraufkommen für eine Be 4/6-Doppeltraktion aufweisen, wurde der vierachsige, motorisierte Anhängewagen Be 2/4 ohne Führerstand konzipiert. Während das vordere Drehgestell antriebslos ist, entspricht das hintere Drehgestell einem normalen Tram 2000-Antrieb. Der Drehzahpfenabstand wurde von 6.5 m (beim Be 4/6) auf 7.0 m vergrössert, so dass der Be 2/4 eine geringfügig grössere Ausladung in den Kurven hat.
Es ging nicht lang, da war auch schon ein Übername gefunden: Pony.
Aktuell findet man das «Pony» auf den Linien 3, 4, 5, 7 und 9, ab und zu auch auf der Linie 6. «Pony» + Be 4/6 ergeben einen 37m-Zug. Auf der Linie 7 werden besonders lange Züge aus Be 4/8 + Be 2/4 eingesetzt, die knapp 44 m lang sind.
Be 4/8 Niederflursänfte
Fahrzeug-Nummern | Anzahl | Baujahre/Umbaujahre | Bemerkungen |
2113 | 1 | 1992 / 2001 | Prototyp-Umbau durch VBZ |
2099-2112 und 2113-2121 | 22 | 1991-1992 / 2001 und 2004/05 |
Da die VBZ erst noch in den Jahren 1991/1992 eine Flotte mit hochflurigen Fahrzeugen beschaffte, war Zürich im Bereich von Niederflurfahrzeugen etwas ins Hintertreffen geraten. Die Beschaffung der neuen Fahrzeuggeneration Cobra verzögerte sich zudem um ein paar Jahre. Vermutlich inspiriert durch die Basler Verkehrsbetriebe, die kurz vor dem Jahrtausendwechsel begannen, in der eigenen Werkstatt vierachsige Anhängewagen umzubauen und mit einem Niederflurteil zu versehen, nahm die VBZ die Idee auf, einen Teil der Be 4/6 mit einem Niederflurteil zu ergänzen. Die Baselland-Transport BLT praktiziert dies schon seit 1987. Die Wahl fiel auf die 23 Be 4/6 der dritten Bauserie, da diese Fahrzeuge noch am längsten in Betrieb sein werden.
Das erste Niederflurteil wurde durch die VBZ selber gebaut. Für den Wagenkasten verwendete man bekannte Stahlprofile und Komponenten, der Rest wurde durch das Engineering selber entwickelt. Da ein Reserve-Drehgestell vorhanden war, konnte dieses verwendet werden.
Im Frühsommer 2001 präsentierte die VBZ die «Sänfte» der Öffentlichkeit zusammen mit dem ersten Cobra-Tram. Das Mittelteil wurde 7.5 m lang (BLT nur 6.17 m). Da der Drehzapfenabstand zwischen den beiden Laufdrehgestellen mit 7.5 m länger als beim «Pony» wurde und der neue Mittelwagen tief liegt, mussten an einzelnen Stellen die Randsteine in der Kurveninnenseite angepasst werden. Ferner gab es auch noch kleinere Anpassungen bei den Gelenken, da beim Prototypfahrzeug Be 4/8 2113 ab und zu Knackgeräusche zu vernehmen waren.
Als die erste «Sänfte» Be 4/8 2113 die Bewährungsprobe bestanden hatte, wurde der Umbau der anderen 22 Be 4/6 gestartet. Die Wagenkästen wurden an die Firma Winpro in Winterthur (heute Stadler Winterthur) und die Drehgestelle an die Firma Alstom (vormals SIG Neuhausen) vergeben, der Zusammenbau der Fahrzeuge erfolgte in Zürich in der Werkstatt der VBZ.
Die Motorisierung der Drehstrom-Tram 2000 reicht auch für einen verlängerten Be 4/8 auf den Steilstrecken aus. Vor dem Umbau machten die VBZ ausgedehnte Versuche.
Die Be 4/8 «Sänften» erhielten die Linien 10 und 6 als Einsatzgebiet. Auf den Linien 8 und 15, wo Tram 2000 Be 4/6 als Alleinfahrer verkehren, können sie nicht eingesetzt werden, weil die Gleisanlage beim Klusplatz dies nicht zulässt. Kombinationen aus Be 4/8 + Be 4/6 und Be 4/8 + Be 2/4 schieden wegen der zu grossen Zuglänge aus, die in Zürich auf 42m begrenzt ist.
Als die Linie 10 zur Glattalbahn wurde und die Ablieferung der Cobras schon so fortgeschritten war, dass auch die Linie 6 unter der Woche sporadisch mit Cobras bedient werden konnte, wurden die eigentlich praktischen Sänften fast arbeitslos. Seit 2010 dürfen sie nun zusammen mit Be 2/4 auf der Linie 7 eingesetzt werden, wozu die Endkupplungen wegen der Zuglänge gekürzt wurden. Heute bilden die Sänften das Rückgrat der Linie 8, wo nur sporadisch Cobra-Trams gesichtet werden.
Der in der Gessnerallee stationierte Einsatzzug ist normalerweise eine Be 4/8-Sänfte. Mit etwas Glück trifft man während den Schulferien allein verkehrende Be 4/8 auf der Linie 9. Als unfallbedingt zahlreiche weisse Cobra-Trams in den Farben der VBG nicht zur Vefügung standen, verkehrte Ende 2013 auf den Linien 10 und 12 werktags ein Kurs mit «Sänfte».
Ein Typenbild des Be 4/8 «Sänfte» zum Herunterladen gibt es hier: saenfte.pdf